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Durchkreuzte Pläne

Die Frage, mit der sich der Bibeltext für diesen Gottesdienst beschäftigt, erschließt sich uns am besten durch einen englischen Witz, den ich in einem Kalender gelesen habe:

One day a father asked his son: My son, what do you want to be when you grow up? The son answered: I want to be an idiot! The father was surprised: Why on earth do you want to become an idiot? The son answered: When we were driving on the motorway you told me: This idiot seems to own the motorway for he is driving a Porsche. When our neighbour got his house renovated you told me: This idiot does not know how to spend his millions. And after the elections you told me: Nowadays every idiot can become Prime Minister. So it must be the best profession to be an idiot.

Was mich an diesem Witz besonders fasziniert, ist die Bedeutung des eigentlich griechischen Wortes „idiotes“. Ein „idiotes“ ist ein Mensch, der sich mit sich selbst beschäftigt. Das ist ja nun eigentlich nicht schlecht, wenn ich auch einmal an mich denke. Jeder Mensch braucht das wahrscheinlich. Das Problem ist nur, dass wir letztlich ohne die anderen nicht glücklich sein können. Deshalb leben wir ja auch nicht als Einsiedler in einer einsamen Hütte im Wald sondern mit anderen zusammen in Dörfern und Städten und suchen die beglückende Begegnung mit anderen. Wir wollen in ihrem Leben eine Rolle spielen. Wer nur an sich selbst denkt, der steht also seinem Glück im Wege. Er ist wirklich ein Idiot.

Daher lautet die Frage eines Menschen, der sein Glück finden will: Was ist meine Rolle? Für wen bin ich wichtig? Wo werde ich gebraucht? Es gibt wohl kein Lebensalter, in dem wir uns nicht diese Frage stellen.

Schon Kinder sind froh, wenn sie mithelfen dürfen und dann hören, dass es ohne ihre Hilfe nicht geklappt hätte. Sie wollen auch eine Aufgabe haben und dafür Anerkennung erhalten, selbst dann, wenn sie ihre Zeit gerne mit Spielen verbringen.

Jugendliche fragen sich im Zusammenhang mit ihrer Ausbildung, wo sie später einmal einen Arbeitsplatz finden können. Und sie sind gleichzeitig bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren, wenn man ihnen deutlich macht, dass sie wirklich gebraucht werden. Und das gilt auch, wenn sie ihre Freizeit gerne auch genießen wollen.

Erwachsene in diesem Land engagieren sich neben ihrer Arbeitszeit oft ehrenamtlich, obwohl dann weniger Freizeit übrig bleibt. Es mag sein, dass sie mit ihrer Erwerbsarbeit nicht immer zufrieden sind und gerne auch etwas anderes tun. Entscheidend ist jedoch das Gefühl: Hier werde ich wirklich gebraucht. Ohne mich wird alles schwieriger.

Von Rentnern heißt es, sie hätten keine Zeit. Warum? Weil sie so viele Aufgaben entdecken, für die sie gebraucht werden und die sie gerne übernehmen. Mein Großvater war ein so leidenschaftlich engagierter Ruhestands-Pfarrer, dass meine Großmutter zuweilen das Telefon abnahm und erklärte „Mein Mann hat leider keinen Termin frei“, nur damit sie auch einmal etwas Zeit mit ihm verbringen konnte.

Manchmal stellen wir diese Frage auch im Rückblick. Was war meine Berufung? Was wäre eigentlich mein Lebensauftrag gewesen? Bin ich dort, wo ich meine Zeit eingesetzt habe, wirklich gebraucht worden oder wäre es wichtiger gewesen, wenn ich mich an einer anderen Stelle engagiert hätte?

Es ist eine schwierige Frage. Wir wissen zwar im Rückblick manches besser, aber eben auch nicht alles. Wir wissen nicht, wie sich unser Leben entwickelt hätte, wenn wir uns anders verhalten hätten.

Doch soviel ist deutlich: Wenn wir auf unsere Schulzeit oder unsere Ausbildung zurückblicken, dann bedauern wir es vielleicht, dass wir nicht das gelernt haben, was wirklich wichtig gewesen wäre.

Wenn unsere Kinder aus dem Haus sind, dann bedauern wir es, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben.

Wenn ein Mensch gestorben ist, dann fällt uns ein, worüber wir mit ihm eigentlich reden hätten sollen, um ihn überhaupt besser zu verstehen.

Und ich frage mich auch im Blick auf meine Tätigkeit als Pfarrer: Habe ich mich in England um das gekümmert, was wirklich wichtig war? Habe ich den Beitrag geleistet, den ich hier leisten hätte sollen? Und kümmere ich mich in der mir verbleibenden um die richtigen Aufgaben? Erledige ich das, was andere nicht erledigen können?

Wir wissen, dass dies eine religiöse Frage ist. Denn diese Frage stellt unser Leben in einen größeren Zusammenhang und sucht in diesem Zusammenhang nach Sinn. Als Christen nennen wir das große Ganze das Reich Gottes und fragen: Wo werden wir als Gottes Mitarbeiter gebraucht?

Diese Frage prägt nun auch den Bibeltext, über den ich mit Ihnen heute nachdenken möchte. Er steht in der Apostelgeschichte im 16. Kapitel und beginnt folgendermaßen:

Paulus und Silas zogen aber durch Phrygien und das Land Galatien, da ihnen vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort zu predigen in der Provinz Asien. Als sie aber bis nach Mysien gekommen waren, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen; doch der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu. Da zogen sie durch Mysien und kamen hinab nach Troas.

Man muss die Landkarte der heutigen Türkei nicht genau kennen, um diese Reisebeschreibung zu verstehen. Paulus und Silas versuchen die einzelnen Provinzen der Türkei zu bereisen, um überall christliche Gemeinden zu gründen. Aber immer wieder kommt etwas dazwischen, das ihnen eine Änderung ihrer Reisepläne aufzwingt. So gelangen sie schließlich nach Troas, und dort ist ihr Weg zu Ende, denn Troas ist eine Hafenstadt und vor ihnen liegt nun die Ägäis.

Das kommt mir bekannt vor. Da macht man seine Pläne und überlegt, wo man wohl gebraucht wird, und dann wird einfach nichts daraus. Vielleicht scheitert eine Bewerbung, vielleicht wird man an eine andere Arbeitsstelle versetzt, vielleicht zwingt eine Krankheit zum Umdenken, vielleicht erfordert die Rücksicht auf die Familie zu einem Kurswechsel. Jeder, mit dem ich darüber gesprochen habe, warum er von Deutschland nach England gekommen ist, hat mir von solchen ungeplanten Umbrüchen in seiner Lebensplanung erzählt.

Oft sind wir im Rückblick froh über diese Umbrüche. Manchmal hadert einer jedoch auch mit seinem Schicksal. Da wäre es dann gut, wie Paulus sagen zu können: Es war doch eigentlich Gottes Geist, der mich zum Kurswechsel gezwungen hat. Er hat mich an einer anderen Stelle gebraucht, auch wenn ich das vielleicht immer noch nicht verstehe. Denn wenn Gott mich wirklich braucht, dann bin ich ja bereit, meine eigenen Planungen zurückzustellen. Und dann versuche ich natürlich herauszufinden, wozu Gott gerade mich hier brauchen könnte.

Dies wäre also der erste Rat, den diese Geschichte uns erteilt: Sieh das Misslingen deiner Pläne nicht als Katastrophe sondern als den notwendigen Weg, den du gehen musst, um ein guter Mitarbeiter Gottes zu sein.

Hören wir weiter auf die Geschichte:

Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.

Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt.

Eine Erscheinung bei Nacht, also ein Traum, führt Paulus und Silas nach Mazedonien in Griechenland. Ein Mann aus dieser Gegend hat sie um Hilfe gebeten. Die beiden Missionare halten diesen Traum für einen weiteren Hinweis Gottes. Deshalb wagen sie die Reise über das Meer. Obwohl sie als gebildete Menschen natürlich auch griechisch sprechen, ist Griechenland schon eine andere Welt für sie. Wie für die meisten unter uns, die nach England gezogen sind.

Meine Frage ist: Kann man seinen Träumen trauen? Gewiss, eine Fülle Geschichten in der Bibel erzählen von solchen Träumen. Doch angesichts des Unsinns, den ich immer wieder träume, vermute ich eher, dass da alle möglichen Eindrücke verarbeitet und den Erfahrungen zugeordnet werden, anhand derer ich mein Leben zu verstehen versuche – und dass es recht schwierig ist, in solchen Träumen eine Botschaft Gottes zu finden.

Vielleicht gelingt das ja nur, wenn wir mit einer ernsthaften Frage einschlafen und Gott uns dann im Schlaf auf gute Gedanken bringt. Vielleicht beeinflusst die Frage „Wo braucht mich Gott?“ ja unsere Träume genauso wie der Krimi, dem wir in unseren Träumen wiederbegegnen. Vielleicht bearbeiten wir im Schlaf nicht nur den Mix aus unseren Alltagserfahrungen sondern auch unsere Sehnsucht nach Sinn in unserem Leben und unsere Frage nach dem Lebensauftrag, den wir von Gott erhalten. Vielleicht lassen uns unsere Träume einen Blick auf das Geheimnis eines gelingenden Lebens werfen.

Wir sollten jedenfalls den zweiten Rat der Geschichte ernstnehmen: Achtet eure Träume nicht gering. Sie verraten euch möglicherweise, was euch unbewusst bewegt. Sie sind nicht alle sinnlos. Es könnte in ihnen auch eine Antwort Gottes enthalten sein auf die Frage: Wo braucht Gott mich?

Die Geschichte schließt mit einer Wendung, die im Grunde nur den überraschen kann, der immer schon im voraus weiß, wie das Leben funktioniert:

Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen.

Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde. Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da.

Damit hatten Paulus und Silas nicht gerechnet. Sie wurden gar nicht von einem Mann erwartet. Sie begegneten ein paar Frauen. Es scheint, als hätten Frauen in ihrem Leben bisher keine Rolle gespielt. Wahrscheinlich waren sie eine Männerwelt gewohnt, in der Frauen nur zur Bedienung da waren. In Griechenland jedoch entwickelte sich das anders. Eine dieser Frauen gründete die erste griechische Gemeinde. Andere folgten und wurden ebenfalls von Frauen geleitet. In Griechenland entwickelte sich eine Form des christlichern Glaubens, die den Christen in der Türkei und in Palästina sicher fremd war und die für Paulus wohl auch neu war.

Es ist gut, wenn sich nicht alles nach unseren Plänen entwickelt. Es ist gut, dass Paulus nicht auf diesen Mann gewartet hat, von dem er geträumt hat. Es ist gut, dass er die ersten Menschen, die sich für seine Botschaft interessierten, ernst genommen hat. Es ist gut, dass er sich nicht gefragt hat, ob diese Frauen überhaupt wichtig waren. Es ist gut, dass er nicht strategisch überlegt hat, ob er nicht zuerst den Bürgermeister der Stadt für seinen Glauben gewinnen hätte müssen. Das mag unsere Art und Weise sein, kirchliche Arbeit zu planen. Bei uns spielen Pläne zuweilen eine größere Rolle als die Menschen. Da ist es gut, wenn diese Geschichte uns daran erinnert, dass das bei Gott anders ist.

Der erste Mensch, der Paulus zuhört, der ist der Nächste, den er lieben soll. So einfach ist Gottes Strategie. Und so einfach könnte auch unsere Lebensstrategie sein: Dass wir uns einfach umblicken und uns den Menschen zuwenden, die wir in unserer Umgebung finden, anstatt von einer Lebensaufgabe in der Ferne zu träumen. Für diese Nächsten spielen wir in Gottes Reich eine wichtige Rolle. Für die Familienmitglieder also. Für die Nachbarn. Für die Arbeitskollegen. Für die Menschen, denen wir zufällig begegnen und denen wir gute Wegbegleiter sein könnten. Und für diejenigen, mit denen wir hier im Gottesdienst zusammentreffen. Es wäre doch tragisch, wenn einer von uns sterben würde und wir dann sagen müssten: Ich habe ihn kaum gekannt. Ich habe mich nie mit ihm unterhalten. Ich bin zwar jahrelang neben ihm gesessen, aber ich weiß nicht, was ihm wirklich wichtig war. Ich habe immer darauf geartet, einem wirklich wichtigen Menschen zu begegnen, und habe dabei die Menschen in meiner Nähe übersehen.

So lautet denn der dritte Rat der Geschichte: Last euch überraschen. Gott braucht euch möglicherweise anders, als ihr das erwartet. So nehmt das, was ihr an Erfahrungen mit den Menschen um euch herum macht, als Gottes Weg an.

Welche Lebensaufgabe habe ich? Wie kann ich es vermeiden, dass ich mich zu einem Idioten entwickle, der nur sich selbst sieht? Wahrscheinlich haben die Glaubenden und die Nichtglaubenden die gleichen Fragen und machen die gleichen Erfahrungen mit den Menschen um sie herum. Beide werden sie ihr Glück finden, wenn sie sich anderen zuwenden. Die Deutung dieser Erfahrungen jedoch macht den Unterschied. Wer sein Leben jeden Tag aus Gottes Hand entgegen nimmt, dem wird sich der tiefere Sinn erschließen. Wer mit den Worten des Psalms 73 angesichts der Enttäuschungen und Umbrüche in seinem Leben sagen kann „Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand“, der wird sein Glück auch gar nicht mehr von seinen Erfolgen abhängig machen. Und vielleicht wird er erkennen, dass der Sinn des Lebens letztlich auch gar nicht in dem besteht, was wir tun, sondern darin, dass wir es als Gottes Mitarbeiter tun und dass wir dabei das Reich Gottes entdecken, das unter uns und um uns herum wächst, mit unserem Zutun und auch ohne es.

Suche Frieden und jage ihm nach

Gedanken zur Jahreslosung 2019

„Ein glückliches neues Jahr,“ rief Friedemann Glück, erhob sein Sektglas und stieß mit seiner Frau an. „Das wünsche ich dir auch,“ entgegnete Frau Glück. „Was hast du dir denn für das neue Jahr vorgenommen?“ – „Dass ich jeden Tag glücklich bin“, lachte Friedemann. „Das gilt nicht,“ meinte seine Frau. „Du musst dir vornehmen, etwas Besonderes zu tun, damit du in diesem Jahr glücklicher bist als im letzten Jahr. Zum Beispiel könntest du morgens aufstehen, wenn der Wecker klingelt, und dich nicht noch einmal im Bett umdrehen. Oder du könntest abends früher mit Arbeiten aufhören. Oder jede Woche einen Tag zur freien Verfügung einführen, an dem du nichts tun musst. Oder wie ich es mir vorgenommen habe, zehn Kilo abnehmen.“ – „OK,“ sagte Friedemann, schloss kurz seine Augen und meinte dann: „Nun habe ich meinen Vorsatz gefasst.“ – „Und?“ fragte seine Frau. „Das verrate ich dir nach dem Frühstück,“ lachte Friedemann. „Jetzt wird erst einmal gefeiert“.

Beim Frühstück am nächsten Morgen fragte Frau Glück: „Nun, was hast du dir für dieses Jahr vorgenommen?“ „Das verrate ich erst nach dem Frühstück,“ entgegnete Friedemann und hoffte, dass seine Frau die Angelegenheit bald wieder vergessen würde. Aber sie ließ nicht locker: „Du hast heute noch gar keinen Speck gegessen. Verzichtest du ab jetzt auch auf Fett? Ich esse ja überhaupt nur noch soviel, dass ich gerade satt werde.“ – „Verzichten ist keine gute Strategie, um glücklich zu werden,“ entgegnete Friedemann. „Wenn du verzichtest, dann denkst du die ganze Zeit an etwas, was du nicht hast. Du hast dann zwar etwas geleistet, aber das macht dich nicht wirklich glücklich. Du brauchst ein positives Ziel.“ – „Und was ist nun dein positives Ziel?“, fragte Frau Glück.

Zum Glück läutete in diesem Augenblick das Telefon. Es war die Schwester von Frau Glück. Friedemann hatte nun also etwa eine halbe Stunde Zeit, sich ein positives Ziel für das neue Jahr einfallen zu lassen. In der Hoffnung auf eine gute Idee ließ er seine Augen durch die Wohnung schweifen. Das Geschirr in der Küche abwaschen – das konnte anstrengend werden. Die defekten elektrischen Geräte reparieren – dafür bräuchte er viel mehr Zeit, und sie einfach wegzuwerfen, das brachte er auch nicht übers Herz. Die Post in die Ordner einzusortieren – da hatte sich schon zuviel angesammelt. Sein Arbeitszimmer aufzuräumen war zwecklos, denn die Unordnung stellte sich von selbst wieder ein. – In seiner Verzweiflung blätterte Friedemann im Gemeindebrief in der Hoffnung auf eine Idee.

Und da war es, das ideale Ziel – die Jahreslosung für das Jahr 2019

Suche Frieden und jage ihm nach.

Das war perfekt. „Frieden suchen“ das klang besonders anspruchsvoll, insbesondere in einer friedlosen Welt, und andrerseits war es eine lösbare Aufgabe: Man brauchte sich nur an Online-Petitionen und gelegentlich an einer Demonstation gegen Fremdenhass zu beteiligen, mehr konnte ein einfacher Bürger ja wohl nicht für den Frieden tun.

Mit einem zufriedenen Lächeln kehrte Friedemann an den Frühstückstisch zurück, wartete das Ende des Telefongesprächs ab und erklärte dann seiner Frau: „In diesem Jahr werde ich mich für den Frieden einsetzen.“ – „Ist das dein Ernst?“, fragte sie ihn. „Natürlich,“ meinte Friedemann, „der Friede ist wichtig, und ich werde in diesem Jahr etwas dafür tun, dass es in unserem Land friedlich bleibt. Petitionen, Demonstrationen, und nicht zu vergessen die politische Willensbildung am Stammtisch – da kann ich viel Gutes tun.“ – „Es klingt, als ob du den Artikel über die Jahreslosung im Gemeindebrief gelesen hast,“ meinte Frau Glück. – „Manchmal steht da eben auch etwas Vernünftiges drin“, entgegnete Friedemann. – „Mich überzeugt das nicht, was der Pfarrer geschrieben hat,“ meinte Frau Glück. „Der hatte doch nur das Kriegsende im Kopf und die Friedensgottesdienste. Aber bei der Jahreslosung geht es um etwas ganz anderes.“ – „Woher willst du das denn wissen?“, fragte Friedemann. „Kennst du dich in der Bibel besser aus als der Pfarrer?“ – „Sicher nicht,“ entgegnete Frau Glück. „Aber ich kann selber denken und muss daher nicht alles glauben, was andere Leute behaupten. Überleg doch mal: Die Jahreslosung stammt aus einem Psalm. Psalmen sind Gebete für normale Leute, die lange vor Christus gelebt haben. Da kann es doch nicht um Petitionen und Demonstrationen gegen den Krieg gehen. „Frieden suchen“ muss also etwas ganz Alltägliches bedeuten, nämlich sich um ein friedliches Zusammenleben mit den anderen Menschen bemühen, zum Beispiel mit mir.“ – „OK, dann lebe ich eben in diesem Jahr mit dir friedlich zusammen,“ lachte Friedemann. „Das ist wirklich ein gutes Ziel.“ – „Da bin ich ganz deiner Meinung“, meinte Frau Glück, „Ich werde dich bei unserem nächsten Streit daran erinnern.“

Nach dem Frühstück packte Friedemann das Puzzle aus, das er an Weihnachten von seinen Kindern geschenkt bekommen hatte. Er sortierte zunächst die Teilchen nach Farben und begann dann, eine weiße Fläche zusammenzulegen. „Warum machst du nicht erst einmal den Rand?“ fragte seine Frau. „Ich finde es interessanter, ein Motiv fertig zu bringen,“ antwortete Friedemann. „Der Rand ist mir zu langweilig.“ – „Ich beginne immer mit dem Rand,“ meinte Frau Glück. „Dann ist es einfacher.“ Friedemann wollte gerade erklären, dass nur Anfänger ein Puzzle mit dem Rand beginnen und womöglich noch das Bild daneben legen. Es fiel ihm gerade rechtzeitig noch ein, dass er ja keinen Streit mit seiner Frau wollte.

Den ganzen Tag war er in das äußerst schwierige Puzzle vertieft, und als seine Frau ihn fragte, ob sie nicht einen Spaziergang machen wollten, solange die Sonne schien, kam er eher unzufrieden mit. Anschließend setzte er sich gleich wieder an das Puzzle. Als ihn seine Frau am Abend fragte, ob er jetzt das ganze Jahr über puzzeln wolle, da wurde ihm bewusst, dass die Sache mit dem Frieden nicht so einfach war. Es konnte eigentlich nicht friedlich im Haus bleiben, wenn seine Frau nicht zufrieden war. Also trennte er sich schweren Herzens von seinem Puzzle und verbrachte den Abend mit einem gemeinsamen Spiel. Der erste friedliche Tag ist geschafft, dachte er, als er zu Bett ging.

Am nächsten Tag las er vor dem Frühstück die Nachrichten. Er begann sich über den amerikanischen Präsidenten aufzuregen, der wegen einer sinnlosen Mauer den staatlichen Mitarbeitern die Gehälter nicht bezahlen konnte. Er schimpfte über den brasilianischen Präsidenten, der den Regenwald zerstören wollte, über die Türken, die gegen die Kurden in Syrien Krieg führten, über den Brexit, über die Russen und über die Chinesen, die hinter allem Bösen in der Welt steckten. „Was ist eigentlich aus deinem guten Vorsatz geworden?“, fragte Frau Glück. „Wieso?“, fragte Friedemann erstaunt. „Weil ich dich nun schon seit einer halben Stunde sehr unfriedlich erlebe,“ meinte Frau Glück. „Ich verstehe zwar deinen Ärger, aber die Art und Weise, wie du die Welt kommentierst, trägt nicht zum Frieden in unserem Haus bei. Und ich glaube auch nicht, dass es dich glücklich macht, wenn du dich über die Politik aufregst. Das einzige, was sich dadurch ändert, ist deine Laune. Und die Stimmung hier am Tisch.“ Friedemann war überrascht. So hatte er das noch nicht bedacht. Seine Frau hat ja recht. Wenn er sich jetzt selbst gegenüber sitzen würde, dann wäre das Gespräch hier nicht anders als das am Stammtisch. Und man konnte ja kaum behaupten, dass es dort friedlich zu ging.

Am Vormittag bekam Friedemann einen Anruf von seinem Bruder. Nach dem Austausch von guten Wünschen gerieten sie schnell in ein Streitgespräch über die Kirche. Friedemann was sie zu konservativ und weltfremd, seinem Bruder viel zu modern und nicht fromm genug. Um einen wirklichen Streit zu vermeiden, brachte Friedemann den Onkel ins Spiel, den sie beide unmöglich fanden. Gemeinsam lästerten sie nun über dessen Lebensstil und Familie. Als er das Gespräch beendet hatte, fragte ihn seine Frau: „Was war das denn?“ – „Ich habe mich mit meinem Bruder unterhalten,“ antwortete Friedemann. „Das war doch keine Unterhaltung,“ sagte Frau Glück. „Ihr habt offensichtlich beide nur geschimpft. So tragt ihr nicht zum Frieden bei.“ Friedemann war betroffen. Nun hatte er versucht, sich mit seinem Bruder einmal in Frieden zu unterhalten, und auch dieser Versuch war offensichtlich misslungen. Den Streit mit ihm hatte er zwar geschickt umgangen, aber das gemeinsame Lästern über den Onkel hatte die Welt nun auch nicht besser gemacht. Und auch er selbst war in eine unfriedliche Stimmung gekommen. Ein wirklich positives Telefongespräch war wohl doch keine einfache Sache.

Der Nachmittag brachte jedoch noch eine größere Herausforderung mit sich: die Müllabfuhr. Sie war zwar auf den 2. Januar angesetzt, aber sie kam nicht. Jedenfalls nicht zu der Stelle, an der Friedemann seinen Mülleimer und den Plastikmüll deponiert hatte. Wahrscheinlich war die Straße wieder mit parkenden Autos verstopft gewesen. Aber das änderte ja nichts daran, dass sein Mülleimer nun nicht geleert war. Zu allem Überfluss hatte ihn der Nachbar noch bis zum Rand mit weihnachtlichem Verpackungsmüll aufgefüllt, weil sein eigener Mülleimer schon voll war. Wie sollte man sich nun friedlich über die ausgefallene Müllabfuhr beschweren und seinem Nachbarn klarmachen, dass man Verpackungsmaterial auch recyclen kann? Friedemann versuchte, das Problem einfach zu verdrängen. Aber er musste immer wieder daran denken, und jedes Mal ärgerte er sich mehr. Seine Stimmung war so gereizt, dass ihn ein kleines Missgeschick am Computer dann derart aufregte, dass seine Frau ihn kaum beruhigen konnte. „Ich ärgere mich am meisten darüber, dass ich mich ärgere,“ klagte Friedemann. „Vielleicht hast du dir zuviel vorgenommen,“ meinte seine Frau.

Am Abend verzichtete Friedemann auf seinen Fernsehkrimi und schaute stattdessen mit seiner Frau eine Liebeskomödie an. So kam wenigstens am zum Schluss noch Friedensstimmung auf.

Auch an den folgenden Tagen kämpfte Friedemann Glück mit seinem Programm „Suche Frieden“. Er ärgerte sich mehr und mehr, dass er die Jahreslosung 2019 gewählt hatte. Sie war einfach eine zu große Herausforderung. Am Sonntagmorgen schließlich beschloss er, zur Kirche zu gehen und den Pfarrer zu fragen, was er sich eigentlich dabei gedacht hatte, ein so schwieriges Programm im Gemeindebrief zu veröffentlichen. Der Pfarrer war gerade dabei, den Gottesdienstraum vorbereiten und freute sich über die unerwartete Hilfe. Doch Friedemann kam gleich zur Sache: „Wie kann ein Mensch ein friedliches Leben führen, wie es die Jahreslosung verlangt? Ich gebe mir wirklich Mühe, aber es gelingt mir einfach nicht. Und das ärgert mich so, dass ich noch unfriedlicher werde.“ „Erzählen Sie mir doch von Ihren Versuchen!“ bat ihn der Pfarrer. Friedemann zählte alle seine Fehlversuche der vergangenen Tage auf. „Das ist höchst interessant“, meinte der Pfarrer. „Sie sind auf dem Weg des Friedens unterwegs, doch sie wollen eigentlich etwas anderes: Sie wollen beim Frieden zuhause sein. Können Sie sich vorstellen, dass es das Haus des Friedens nur bei Gott gibt und dass es in einem Menschenleben nur den Weg des Friedens gibt? Ich behaupte nicht, dass der Weg das Ziel ist, aber wenn das Ziel in Gottes Hand liegt, dann bleibt uns Menschen doch nur der Weg. Ist das nicht logisch?“ Friedemann war irritiert. „Warum soll ich dann Frieden suchen, wenn mir der Friede gar nicht gelingen kann?“, fragte er. „Weil uns die Bemühung um Frieden die Augen öffnet für das, was Gott schafft.“ antwortete der Pfarrer. „Mit ihrem Programm für 2019 sind Sie auf einem guten Weg. Freuen Sie sich doch einfach über alles, was Ihnen auf Ihrem Weg gelingt. Und versuchen Sie sich nicht darüber zu ärgern, wenn Ihnen der Friede nicht gelingt. Überlassen Sie die Vollendung einfach Gott.“ – „Haben Sie das denn schon versucht?“, fragte Friedemann. Der Pfarrer lächelte: „Nein! Aber ich finde es eine gute Idee. Wenn Sie das versuchen, dann sollte ich es auch tun. Und falls Sie nichts dagegen haben, lege ich meine Predigt für heute zur Seite und erzähle im Gottesdienst stattdessen Ihre Geschichte. Vielleicht lädt dies noch mehr Menschen dazu ein, in diesem Jahr Erfahrungen mit der Jahreslosung zu machen: „Suche Frieden und jage ihm nach.“

“Ist jemand in Christus, so ist er ein neuer Mensch.” – Cannock Chase 2017

“Ist jemand in Christus, dann ist er oder sie ein neuer Mensch. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.” (2 Kor 5,17)

Liebe Gemeinde, dear brothers and sisters in Christ!

Bei einem Gang über diesen Friedhof sind mir eine Reihe Gräber aufgefallen, in denen Menschen bestattet sind, die 1917 offensichtlich auf der Isle of Man gestorben sind. Es sind keine Soldaten, die bei kriegerischen Auseinandersetzungen gefallen sind. Es sind keine Helden, die ihr Leben für ihr Vaterland geopfert haben. Nein, es sind Zivilisten. Es sind deutsche Männer, die mit ihren Familien einst nach England eingewandert sind oder sich in englische Frauen verliebt haben und mit ihnen eine Familie gegründet haben. Sie waren einst willkommen gewesen in einem Land, in dem selbst die königliche Familie aus Deutschland eingewandert war und den Namen Sachsen-Coburg und Gotha trug. Sie hatten alle in England ihr Zuhause gefunden und zum gesellschaftlichen Leben beigetragen. Die zahlreichen deutschen Kirchen um 1900 waren Zeugen eines freundschaftlichen Miteinanders zwischen Einheimischen und Einwanderern.

Doch “alles hat seine Zeit”, heißt es im Buch Prediger im Alten Testament. Es gibt in dieser Welt kein Glück, das man festhalten kann. “Man mühe sich ab, wie man will, man hat doch keinen Gewinn davon.” heißt es. “There is a time for every matter under heaven”, therefore, “a time to love, and a time to hate, a time for war, and a time for peace.” This is the insight of the book Ecclestiastes in the Old Testament (Prediger 3,1.8). This is the way our world works.

With the beginning of the Great War, Germans living in England were suddenly seen enemies. The war propaganda, which incited hatred of the war opponents in order to create dedicated soldiers, destroyed the peaceful coexistence of nativs and immigrants. The churches were expropriated, German-owned property destroyed, and tens of thousands of men deported to camps. They had to survive under difficult circumstances. 250 men did not survive this captivity and are buried here in Cannock Chase.

Und wie es den Frauen und Kindern ergangen ist, die nun auch zu den Feinden gehörten und für die kein Ehemann und Vater mehr sorgen konnte, kann man nur ahnen. Ohne die Hilfe von Menschen, die mit ihnen Mitleid hatten, hätten sie nicht überleben können. Auch die deutsche Gemeinde in Birmingham ist dieser Entwicklung zum Opfer gefallen: Ihr Pfarrer Rudolf Hartmann kam in ein Gefangenenlager auf der Isle of Man, und das für den Bau der Kirche gesammelte Geld wurde beschlagnahmt. Selbst das Königshaus wurde von der Kritik an den deutschen Wurzeln nicht verschont: König Georg V. musste seinen Namen in “Windsor” ändern und das deutsche Wappen seiner Familie von seinem Schloss entfernen.
This is an especially ugly side of the war: It does not only affect the soldiers who fight against each other in a battle of nations and who will ultimately make peace again. It also affects people who are not interested in war and live far from the fighting. It turns friendly neighbours into people who give free rein to their hatred of strangers. It destroys the coexistence that has benefited everyone for years. In the words of Ecclesiastes 3:2 “There is a time to plant, and a time to pluck up what is planted”

Auch ein Teil meiner Verwandtschaft hat an dieser Entwicklung teilhaben müssen. Die Geschwister meines Ur-Großvaters lebten in London und gehörten hier nach dem Beginn des Krieges nun zu den ausländischen Feinden. In Deutschland jedoch galten sie als Verräter, weil sie lieber im feindlichen England lebten nicht gegen die Engländer kämpfen wollten. Für meinen Großvater waren die englischen Verwandten nun Feinde, mit denen er sein Leben lang auch keinen Kontakt mehr gepflegt hat.

This cemetery here is a silent witness to the abysses that open up with the war. It reminds us to keep the peace so that countless people do not have to suffer. What’s more, it shows us what contribution we can make.
For this, however, we first have to detach ourselves from the pessimistic attitude of the book Ecclesiastes in the Old Testament. “There is a time for every matter,” it notes. You cannot hinder it. “Strive as you like, you do not have any profit from it.” therefore, there is “a time to love, and a time to hate, a time for war, and a time for peace.” “Wrong,” replies the Apostle Paul. “If anyone is in Christ, then he or she is a new person, everything old has passed away, see, everything has become new.” (2. Kor 5.17)
“Ist jemand in Christus, dann ist er oder sie ein neuer Mensch. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.”

Christen können sich also anders verhalten. Sie wissen, dass sie bei Gott nicht zu kurz kommen, weil sie von ihm geliebt werden. Und sie wissen, dass sie mit all den Menschen zusammengehören, die ebenfalls von Gott geliebt sind. Nationale Grenzen sind für Gott ohne Bedeutung und daher für Christen auch nicht unüberwindlich. Gottes Liebe macht Menschen fähig, selbst liebevoll zu sein. Sie müssen nicht hassen, streiten und das gelingende Zusammenleben zerstören. Die Quäker (Society of Friends) haben dies in England 1917 bewiesen. Sie haben sich nicht vom Fremdnhass anstcken lassen. Sie habn sich um die Familien der Deportierten gekümmert. Und mit ihnen auch viele andere Christen, denen die Menschlichkeit wichtiger war als die Nation. Sie haben gezeigt, dass der wahre Friede nicht nur in den Händen der Politiker oder der Streitkräfte liegt. Nein, er liegt in den Händen der Menschen, die sich für Versöhnung und Freundschaft über die nationalen Grenzen hinweg einsetzen.

Unfortunately, in the two world wars, there were simply not enough renewed people. There were not enough Christians who opposed the nationalism. There were not enough people who have worked for a peaceful coexistence of people of different origins. There were too few people in England and in Germany who were aware that they were guilty of marginalizing a minority group. The dead of this cemetery could have contributed to a successful coexistence in this country, if they had ben able to live together with their families. Es waren damals einfach zu wenige, die sich dem Nationalismus entgegen gestellt haben. Es waren zu wenige, denen ihr Glaube die Augen geöffnet hat für den Mangel an Vertrauen in die Liebe Gottes, der sich in der Ausgrenzung von Menschen zeigt.

Aber das muss sich ja nun nicht wiederholen. Es muss nicht einfach alles seine Zeit haben. Die Zeit der Abgrenzung darf wirklich nun zu Ende sein. Die Europäische Gemeinschaft hat über Jahrzehnte für ein gemeinsames Europa gesorgt, in dem Menschen in Frieden miteinander leben konnten. Auch ich bin gerne als Europäer nach England gekommen und fühle mich hier zu Hause. Und wenn ich nach Deutschland zurückkehre, werden meine Gedanken bei den Menschen bleiben, mit denen ich hier zusammenlebe. Diese politisch organisierte Gemeinschaft zwischen Deutschen und Engländern könnte bald zu Ende sein. Es liegt daher nun in unserer Hand, wie wir das nächste Kapitel unserer gemeinsamen Beziehungen gestalten.

Friendship does not depend on good political conditions. It does not need international treaties. Friendship among people of different nations or cultures is a matter of the heart. And our hearts can rely on God’s love. Love gives us the strength to resist the spirit of nationalism and cultural boundaries. Because “If anyone is in Christ, then he or she is a new person, everything old has passed away, see, everything has become new.” “Ist jemand in Christus, dann ist er oder sie ein neuer Mensch. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.”

Für die Toten auf diesem Friedhof kommt diese neue Geisteshaltung zu spät. Aber die Erinnerung an ihren Tod könnte uns helfen, den Anfängen eines neuen Nationalismus und einer neuen Fremdenfeindlichkeit zu wehren und so zu einer Welt beizutragen, in der Menschen nicht mehr leiden und sterben müssen, nur weil sie einer anderen Nation angehören. Gottes Verheißung “Siehe, ich mache alles neu” gibt nicht nur den Toten Zukunft sondern auch den Lebenden eine Hoffnung für die Veränderung der Gegenwart.

Albrecht Köstlin-Büürma

“Justified by Faith” – Consequences of Reformation

A man and his son were once going with their donkey to market, and the boy was riding upon the donkey. When they passed a group of men, one of whom said: “See that lazy youngster, he lets his father walk while he rides.”
So the man ordered his son to get off, and got on himself. But they hadn’t gone far when they passed two women, one of whom said to the other: “Shame on that lazy lout to let his poor little son trudge along.”
Well, the man didn’t know what to do, but at last he took his son up in front of him on the donkey. But soon one of the passers-by said: “Aren’t you ashamed of yourself for overloading that poor donkey?”
The man and boy got off and tried to think what to do. They decided to walk along by the donkey’s side. They hadn’t gone far when they met a number of girls coming from the town. “Look at these three donkeys!” said one of them. “They are walking when one of them should be riding.”
The father and son thought and they thought, till at last they cut down a pole, tied the donkey’s feet to it, and raised the pole and the donkey to their shoulders. So they went along amid the laughter of all who met them till they came to market.

This is not a story from the Bible. It is found in the Medieval collections of the fables of the Greek poet Aesop. Martin Luther knew this story. And with its help he could have explained the message of Reformation “justified by faith “. For life is no less complicated than leading a donkey to market.
How do I please God? Martin Luther wondered. How can I be a good person? How can I spend the life I have been given by God in an appropriate way? And we might ask: How can my life be useful for the people I love and for the world I live in?
Luther’s father said, You are good, if you obey me and fulfil my expectations. Because this is God’s commandment. The church taught: You are good, if you belong to the church and adhere to its rules. Because there is no salvation outside the church. The monastery, where Luther lived, stated: You are good when you live a simple life and worship several times a day and at night. Because then you are focused on nothing else but God. The principal, who employed Luther as a lecturer at the university, was convinced: You are good if you fulfil your professional assignment and spend your time with the students. Because this is your duty.
Whatever Martin Luther did, he could not fulfil all these expectations. So he could not be a good person. He could not please God. He was lost.

As a theologian, he knew the Bible very well. He knew the many Old Testament rules which one had to adhere to. He knew the much more challenging commandment of Jesus Love your neighbour. It was obvious to him that nobody could please God. There were really no good people, there were only those who were worse than others. Therefore the Apostle Paul was absolutely right stating in his Letter to the Romans:
All have sinned and fall short of the glory of God
But what is the logical consequence? If there is no chance to be a good person then salvation can only be possible with God’s help. Therefore Paul continues:
being justified freely by His grace
That means quite simply: We are accepted by God, without being good people. Simply out of grace. Because God acts like the loving father of the prodigal son in the parable of Jesus. Therefore it is not important how we behave but that we trust in God’s love.

This concept of the Christian faith was from the beginning in contrast to the religious ideas of many Christians. To them it was important that Christians were the better people. With their exemplary behaviour they should convince others to follow Christ and to work for his kingdom. Mission seemed to be a method of making good people out of evil people, and the church, the Christian community, was commissioned to create a better world. – It sounds attractive. But it doesn’t work.
Therefore Luther invited people to trust in God’s love instead of following the rules of the Medieval church. With the words of Paul:
Therefore we conclude that a man is justified by faith apart from the deeds of the law.
This re-discovery of the Christian faith changed the world. It destroyed the united European church and led to the formation of various Christian churches. Above all, however, it initiated a reform process which could not be stopped. And if we seriously commemorate 500 years of the Reformation today, then we should not focus on the person of Martin Luther or on the clashes between Protestants and Catholics but on the consequences of justification by faith for our present world. And I see five consequences today:

Firstly, I am righteous with God, even if I do not follow the rules of my family and if I am not the good son or good daughter. We know these kinds of expectations that can be a heavy burden. But Christian life is possible even if the parents or siblings do not accept my way. This might be a difficult message for people who want to keep the family together. But a comforting thought for those who see that they cannot succeed. The Kingdom of God can cope with the difficult people who belong to the family, even though they cannot live together.
Secondly, I am righteous with God, even though I do not follow the rules of the society I live in. Christian life is possible, even if others cannot accept my lifestyle. I need not to be a good person in their eyes. This might be a difficult thought for people who are committed to living together in a civic-minded way. But a comforting thought for those who see that they cannot please their neighbours. The Kingdom of God can cope with the difficult people around me.
Thirdly, I am righteous with God, even if I do not follow the rules of the Bible. Christian life is also possible if I am told: The Bible calls what you are doing “sin”. Maybe, I can reply, but that does not bother me. God does not judge my life with the moral of an ancient world. Jesus has given me responsibility for my behaviour with the words Love your neighbour. Now it is up to me what this means for my life and how far I can follow this commandment and where I struggle. And I will struggle and depend entirely on the grace of God. This is, of course, a very difficult thought for people who make an effort to live a decent life and who appreciate many rules from the Bible. But the Kingdom of God can cope with people with a different moral.
Fourthly, I am righteous with God, even if I do not satisfy my own objectives. Even if I am not a good son, brother, father and grandfather, even if I cannot organise my private life in the best way and even if I struggle with the many duties of my profession – and even if my faith is weaker and my doubts are stronger than I would like, God will bring my life to a good ending. In the end it is all in God’s hands. This is, of course, disappointing for people who believe in the possibility of a successful or holy life. But even they might notice the burden taken from their shoulders if they are justified by faith and not by their abilities.

It is not important how we behave but that we trust in God’s love; this is the starting point of the Reformation movement . It was not easy for the Medieval church to admit that faith alone is sufficient, that Jesus and not the church has the keys of Heaven and that it is impossible for all people to live a holy life. But it was not easy either for the new churches to take this principle so seriously that they were tolerant of the other churches. Together we must always draw the fifth consequence of the Reformation:
The members of the other denominations are righteous with God, even if they do not share our views of the Christian faith. To take up the story again: Ultimately, every denomination leads its donkey on its own way to market, and every form is ultimately inadequate. That the others are not as consistently reformatory as we are from our point of view, does not prevent God from loving them as well. And because he loves us and them, that is why we belong together – one day in the kingdom of God and therefore even today.

Pfarrer Albrecht Köstlin-Büürma
Senior Pastor of the German Speaking Church