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Passion

Was sind meine Hobbys? Wenn ich das gefragt werde, fallen mir spontan drei Dinge ein: Fahrradfahren, Gitarrespielen und Lesen. Daran hat sich bei mir seit über vierzig Jahren eigentlich nicht viel geändert.

Was sind meine Hobbys? Was würdet Ihr darauf antworten?

Es ist schon etwas länger her, da wurde ein guter Freund von mir bei einer Vorstellung einmal danach gefragt: Was sind denn deine Hobbys? Seine Antwort fand ich damals etwas merkwürdig. Er hat nämlich gesagt: Mein Hobbys sind meine Kinder.

Ich kenne diesen Freund ziemlich gut, denn wir sind zusammen zur Schule gegangen. Ich weiß ganz genau, dass er eine Vielzahl von Interessen hat. Er läuft Marathon und fährt Ski. Ebenso liest er gerne. Also hätte er bestimmt auch anders antworten können. Aber seine Antwort war: Meine Hobbys sind meine beiden Kinder, meine Familie.

Damals fand ich das irgendwie ungenügend. Familie und Kinder hat man doch sowieso. Bei der Frage nach Hobbys geht es doch um zusätzliche Interessen neben dem Alltag. Das kann doch dann nicht so etwas Allgemeines wie die Familie sein.

Irgendwie ist mir diese Antwort aber seitdem nicht aus dem Kopf gegangen. Ich weiß, dass mein Freund eine glückliche Familie hat. Sein Sohn ist nämlich mein Patenkind. Die Kinder sind allerdings inzwischen herangewachsen und studieren bereits seit ein paar Jahren.

Und was ich damals merkwürdig und nicht ganz passend fand, sehe ich inzwischen mit anderen Augen. Diese Antwort macht doch Sinn. Denn wo kommt das Wort Hobby eigentlich her und was ist ursprünglich damit gemeint?

In der deutschen Sprache ist es ein Lehnwort. Hobby ist ein sogenannter neudeutscher Ausdruck. Früher hat man dafür andere Worte gebraucht, zum Beispiel Steckenpferd. Oder auch noch einen anderen Ausdruck. Da lautete die Frage dann nicht „Was ist dein Hobby?“, sondern „Was ist deine Passion?“ Also eigentlich: „Was ist deine Leidenschaft?“ Womit beschäftigst du dich am liebsten. Wofür schlägt dein Herz höher?

Wenn ich die Frage so stelle – Was ist deine Passion? – dann macht die Antwort meines Freundes sehr viel Sinn. Meine Passion, meine Leidenschaft, ist meine Familie, das sind meine Kinder, hat er damals gesagt. Was für eine gute Antwort! Was ist eigentlich wichtiger für einen Ehemann und Vater?

Das Wort Passion begegnet uns in den kommenden Wochen des Kirchenjahres wieder. Demnächst beginnt am Aschermittwoch die Passionszeit. Da wird Passion dann traditionell in der Kirche mit Leiden übersetzt. In Jesus Christus leidet Gott unter der Ablehnung und Verfolgung durch uns Menschen. Das Leiden gipfelt schließlich vor 2000 Jahren in der Kreuzigung durch die römische Besatzungsmacht.

Passion bedeutet aber nicht nur Leiden, sondern auch Leidenschaft. Was ist deine Passion? Die Antwort meines Freundes war: Meine Passion sind meine Kinder. Das könnte durchaus so etwas wie ein göttlicher Satz sein: Meine Leidenschaft sind meine Kinder. Auch dafür steht nämlich die Leidensgeschichte von Jesus: Für Gottes Leidenschaft für seine Menschenkinder.

Gott ist bereit, alle menschliche Ablehnung und Aggression auf sich zu nehmen und sie in dem Menschen Jesus von Nazareth zu ertragen. Wie eine Mutter und ein Vater, die ihre Kinder über alles lieben und sie deshalb nicht fallen lassen, auch wenn die Kinder ihnen ins Gesicht schlagen. Wie Eltern, die ihre Geduld und Zuwendung zu den Kindern nicht aufgeben in der Hoffnung, dass die Kinder ihre Liebe erkennen und sich dadurch verwandeln lassen.

Passionszeit führt uns nicht nur das Leiden sondern vor allem die Leidenschaft Gottes für seine Menschen-kinder vor Augen. Wir sind Gott nicht egal. Wir sind seine Kinder und wir sind ihm wichtig. Gottes Leidenschaft gilt uns und seiner gesamten Schöpfung. Er leidet mit uns, wenn wir leiden und will uns helfen, das Leiden in dieser Welt durch Liebe zu überwinden. Amen.

Ich wünsche uns allen eine nachdenkliche und berührende Passionszeit!

Ihr/Euer Pastor Kai Thierbach

What are my hobbies? When I’m asked this question, I spontaneously think of three things: Cycling, playing the guitar and reading. Not much has actually changed for me in over forty years. What are my hobbies? How would you answer that?

It was a while ago that a good friend of mine was once asked at an introduction: What are your hobbies? I found his answer a bit strange at the time. He said: My hobbies are my children.

I know this friend quite well because we went to school together. I know for a fact that he has a wide range of interests. He runs marathons and skis. He also likes to read. So I’m sure he could have answered differently. But his answer was: My hobbies are my two children and my family.

At the time, I thought that was somehow insufficient. You have a family and children anyway. The question about hobbies is about additional interests alongside everyday life. It can’t be something as general as family.

Somehow I haven’t been able to get this answer out of my head since. I know that my boyfriend has a happy family. His son is my godchild. However, the children have now grown up and have been studying for a few years.

And what I found strange and not quite right at the time, I now see with different eyes. This answer makes sense. After all, where does the word hobby actually come from and what did it originally mean?

It is a loan word in the German language. Hobby is a so-called New German expression. In the past, other words were used for it, such as hobby horse. Or another expression. The question wasn’t “What is your hobby?”, but “What is your passion?” What is your favourite thing to do? What makes your heart beat faster?

When I ask the question like this – what is your passion? – then my friend’s answer makes a lot of sense. My passion, is my family, that’s my children, he said at the time. What a good answer! What is actually more important for a husband and father?

We will encounter the word passion again in the coming weeks of the church year. The Passiontide will soon begin on Ash Wednesday. Passion is traditionally translated as suffering in the church. In Jesus Christ, God suffers rejection and persecution at the hands of us humans. This suffering finally culminated 2000 years ago in the crucifixion by the Roman occupying power.

Passion doesn’t just mean suffering, but also to be passionate. What is your passion? My friend’s answer was: My passion is my children. That could well be something like a divine sentence: My passion is my children. This is also what the story of Jesus’ passion stands for: God’s passion for his human children.

God is prepared to take all human rejection and aggression upon himself and to endure it in the man Jesus of Nazareth. Like a mother and father who love their children above all else and therefore do not let them fall, even if the children hit them in the face. Like parents who do not give up their patience and devotion to their children in the hope that the children will recognise their love and allow themselves to be transformed by it.

Passiontide shows us not only the suffering but above all God’s passion for his human children. God is not indifferent to us. We are his children and we are important to him. God’s passion is for us and his entire creation. He suffers with us when we suffer and wants to help us to overcome the suffering in this world through his love. Amen.

I wish us all a thoughtful and touching Passiontide!