Können Sie sich noch an Ihre Taufe erinnern? Das hängt sicher davon ab, in welchem Alter wir getauft wurden. Ich bin erst mit drei Jahren getauft worden, aber trotzdem kann ich mich nicht wirklich erinnern.
Ich weiß nur, warum ich erst mit drei Jahren getauft wurde. Eigentlich bin ich in der evangelisch-lutherischen Kirche großgeworden, in der immer noch besonders Wert auf die Säuglingstaufe gelegt wird, denn das geht auf Martin Luther zurück. Luther sah die Kleinkindertaufe als das richtige Zeichen dafür, dass wir uns Gottes Gnade und seine Liebe überhaupt nicht verdienen können. Sie wird uns von Gott allein geschenkt. Er nimmt uns sozusagen wie kleine Kinder an. Die Säuglingstaufe ist deshalb ein gutes Zeichen. Ein so kleines Kind kann nur empfangen, ohne überhaupt etwas dafür leisten zu können.
Die Familie meines Vaters gehörte allerdings zur reformierten Gemeinde in Leipzig. In der reformierten Theologie soll der Mensch die Taufe bewußt empfangen, was ja auch ein gewisses Alter voraussetzt. Meine Eltern habe sich dann sozusagen auf einen Kompromiß geeinigt. Allerdings, wie gesagt, erinnern kann ich mich trotzdem nicht.
Aber es ist gut, sich als Christ immer wieder an die eigene Taufe zu erinnern und sich daraus für das Leben zu stärken. Im Taufbefehl aus dem Matthäusevangelium heißt es: Tauft sie und lehrt sie. Im Grunde sind das zwei auf die Taufe bezogene Schritte, die nicht unbedingt zusammenfallen müssen: Die eigentliche Taufe und dann das Lernen oder Erkennen, was damit gemeint ist. So entspricht es also gut einer Kleinkindtaufe und einer späteren Tauferinnerung. Lutherisch sind daraus die Taufe und die Konfirmation entstanden.
Aber es wär sicher nicht lutherisch, sich nur bei der Konfirmation noch einmal an die Taufe zu erinnern. In der römisch-katholischen Tradition gibt es das Weihwasserbecken am Kircheneingang, wo ich meinen Finger eintauchen kann, mich bekreuzige und damit an meine Taufe erinnere. Ich empfinde das inzwischen auch als Lutheraner als eine Möglichkeit, die helfen kann, sich an die Taufe zu erinnern.
Denn immer wieder ist es doch in einem Christenleben gut und hilfreich, sich bewußt zu machen, wofür die Taufe steht. Bei dem Propheten Jesaja spricht Gott: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen: du gehörst zu mir! Daraus läßt sich die gute Botschaft von Jesus Christus ableiten: Gott nimmt uns in Liebe als seine Kinder an und gibt uns so die Motivation und die Kraft zum Guten und zur Veränderung. Gott geht damit sozusagen in Vorleistung. Er vertraut und ermutigt uns, statt uns zu drohen oder von uns eine Vorleistung zu verlangen, die wir aus eigener Kraft kaum erbringen können..
So wie das ja auch im idealen Verhältnis zwischen Eltern und Kindern funktioniert. Eltern verlangen nicht, dass ihre Kinder erst einmal beweisen müssen, dass sie der elterlichen Liebe würdig sind. Sie schenken ihre Liebe und hoffen, dass die Kinder dadurch wachsen und reifen und zum Leben erblühen.
Die Taufe ist übrigens gar nichts Neues in der Religion. In vielen Religionen gibt es nämlich Reinigungsrituale. Auch das Judentum kannte schon vor Johannes dem Täufer und vor Jesus eine rituelle Waschung. Der große Unterschied ist, dass diese rituellen Waschungen oder Taufen immer selbst vollzogen werden. Der Mensch muss sich dabei selbst rituell reinigen. Es ist also eine eigene Leistung, etwas, das man selber tun muss, um von seinem Gott angenommen zu werden.
Im Unterschied dazu wird die christliche Taufe allein empfangen. Ich kann mich gar nicht selbst taufen. Ich werde getauft. Übrigens etwas, das jede Christin, jeder Christ auch für einen anderen tun kann. In unserem Gesangbuch gibt es deshalb sogar eine Liturgie für die sogenannte Nottaufe, wenn nämlich kein Pfarrer, keine Pfarrerin zur Verfügung steht.
Das Wichtige an unserer Taufe ist, dass uns in der Taufe Gottes Liebe und Barmherzigkeit zugesprochen werden. Gott sieht uns Menschen als seine Kindern. Er will uns zu einem guten Leben stärken und ermutigen.
Gott sagt zu mir: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen: du gehörst zu mir!
Ihr/Euer Pastor Kai Thierbach
Can you still remember your baptism? That certainly depends on the age at which we were baptised. I wasn’t baptised until I was three, but I still can’t really remember.
I only know why I wasn’t baptised until I was three. I actually grew up in the Lutheran Church, which still places particular emphasis on infant baptism, as this goes back to Martin Luther. Luther saw infant baptism as the right sign that we cannot earn God’s grace and love at all. It is given to us by God alone. He accepts us as little children, so to speak. Infant baptism is therefore a good sign. Such a small child can only receive without being able to do anything in return.
However, my father’s family belonged to the Reformed congregation in Leipzig. In Reformed theology, a person should receive baptism consciously, which also requires a certain age. My parents then agreed on a compromise, so to speak. However, as I said, I still can’t remember.
But as a Christian, it is good to remember your baptism again and again and to draw strength from it for life. The command to baptise from the Gospel of Matthew says: Baptise them and teach them. Basically, these are two steps related to baptism that do not necessarily have to coincide: The actual baptism and then learning or recognising what is meant by it. So it corresponds well to an infant baptism and a later baptismal remembrance. Lutheran baptism and confirmation came from this.
But it would certainly not be Lutheran to only remember baptism again at confirmation. In the Roman Catholic tradition, there is a holy water font at the entrance to the church where I can dip my finger, cross myself and thus remember my baptism. Even as a Lutheran, I can now also see this as a way of remembering my baptism.
After all, it is always good and helpful in a Christian’s life to realise what baptism stands for. In the words from the Prophet Isaiah, God says: “Fear not, for I have redeemed you. I have called you by name: you belong to me! The good news of Jesus Christ can be derived from this: God accepts us in love as his children and thus gives us the motivation and strength to do good and to change. God goes ahead of us, so to speak. He trusts and encourages us instead of threatening us or demanding an advance performance from us that we can hardly achieve on our own.
Just as it works in the ideal relationship between parents and children. Parents do not demand that their children first have to prove that they are worthy of parental love. They give their love and hope that the children will grow and mature and blossom into life as a result.
Incidentally, baptism is nothing new in religion. There are purification rituals in many religions. Judaism also knew about ritual washing before John the Baptist and before Jesus. The big difference is that these ritual ablutions or baptisms are always performed by the person themselves. The person has to ritually cleanse themselves. It is therefore a personal achievement, something you have to do yourself in order to be accepted by your God.
In contrast, Christian baptism is only received. I cannot baptise myself. I am baptised. Incidentally, this is something that every Christian can do for someone else. In our hymnal there is even a liturgy for so-called emergency baptism, when there is no pastor available.
The important thing about our baptism is that God’s love and mercy are promised to us in baptism. God sees us as his children. He wants to strengthen and encourage us to live a good life.
God says to me: “Fear not, for I have redeemed you. I have called you by name: you belong to me!